PHOENIX See: Mahnmal für ehemalige Zwangsarbeiter
Gedenk- und Informationsstätte
75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entsteht in Dortmund ein wichtiger Erinnerungsort: Auf der Kulturinsel am Westufer des PHOENIX Sees wird künftig ein Mahnmal an die Geschichte der Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen des NS-Regimes in Dortmund erinnern. Die nun realisierte Gedenk- und Informationsstätte geht auf ein Konzept der ehemaligen Architekturstudentin Pia-Laureen Emde aus dem Jahr 2015 zurück. SHA-Prokurist Marc Horstmeier war der damalige Lehrbeauftragte und im Auftrag der Stadt Dortmund für die Realisierung verantwortlich. Jetzt wurde die Skulptur vor Ort aufgestellt.
In Kooperation mit der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache wurden im Sommersemester 2013 an der Fachhochschule Dortmund im Rahmen der von Marc Horstmeier betreuten Veranstaltung „Konstruieren 3“ Konzepte für ein Mahnmal von Studierenden des Fachbereichs Architektur erarbeitet. Es galt, eine skulpturale Rauminstallation mit Gebrauchswert zu schaffen, die jenseits der klassischen Gedenktafel sowohl auf die Geschichte als auch den jetzigen Ort und Kontext sensibel und angemessen reagiert. Gesucht wurde eine ausdrucksstarke Ortsmarke, die zugleich auch als Informationsträger dient.
Nach öffentlicher Ausstellung aller Entwürfe in der Steinwache und Vorstellung in den städtischen Gremien wurde der Entwurf einer über vier Meter hohen Stahlskulptur von Pia-Laureen Emde mit der Zustimmung durch den Gestaltungsbeirat der Stadt Dortmund zur Realisierung ausgewählt.
Die ausdruckstarke begehbare Konstruktion besteht aus einer horizontalen Schichtung massiver Stahlbleche und Stahlkästen, die zum Teil als Leuchten nach innen und außen wirken. Das Wechselspiel aus Licht und Schatten – sowohl bei Tag als auch bei Nacht – sowie die Gegensätzlichkeit von Schroffheit und Filigranität sind Wesensmerkmale dieses Erinnerungsortes. Im Inneren dienen die Leuchtkästen als Informations- und Bildträger zur Geschichte der Zwangsarbeit in Dortmund. Durch das Betreten der Skulptur wird das Umfeld ausgeblendet und die Auseinandersetzung mit dem Thema zur bewussten Entscheidung.
Mehr als 13 Millionen ausländische Zwangsarbeiter wurden während des Zweiten Weltkriegs im Deutschen Reich ausgebeutet. Sie wurden in Rüstungsbetrieben ebenso wie auf
Baustellen, in der Landwirtschaft, im Handwerk oder in Privathaushalten eingesetzt. Allein in der Industriestadt Dortmund waren es bis zu 80.000 Männer und Frauen. Fast ein Viertel dieser Arbeitskräfte musste allein für den Dortmund Hörder Hüttenverein (DHHV) arbeiten, dessen Werk Phönix an der Stelle des heute gleichnamigen Sees lag. Zudem befand sich hier am ehemaligen Emschertor/Hermannstraße auf dem Werksgelände während des Zweiten Weltkrieges ein Auffanglager für Zwangsarbeiter der Geheimen Staatspolizei (Gestapo).
Ursprünglich sollte die Gedenkstätte am Südufer des Sees – im Bereich des ehemaligen Lagerzugangs – entstehen. Der Standort musste allerdings mehrfach verschoben werden, weswegen sich die Umsetzung weiter verzögerte. Letztendlich wurde auf der Kulturinsel im PHOENIX See ein konsensfähiger Standort gefunden, an dem die Gedenkstätte gut sichtbar ein geschichtsträchtiges Ensemble mit der Thomasbirne bildet.
Fotos: Stadtarchiv