Siegerentwurf: Parkhaus Bülowstraße

Neuer Mobility-Speicher am Dortmunder Hafen

Am Dortmunder Hafen entsteht für die Speicherstraße eine neue Quartiersgarage, ein sogenannter ‚Mobility-Speicher‘. Das Konzept der Gebr. Lensing Immobiliengesellschaft mbH & Co. KG gemeinsam mit unserem Büro SHA Scheffler Helbich Architekten GmbH hat überzeugt und ist von der Jury zum Siegerentwurf gekürt worden. Die Gebrüder Lensing Immobiliengesellschaft und SHA realisieren gemeinsam schon den Umbau des alten städtischen Speichergebäudes in den Lensing Media Port an der südlichen Speicherstraße.

Mobility-Speicher

Die grüne Quartiersgarage für das Hafenquartier ist multifunktional gedacht und setzt auf Nachhaltigkeit. Es soll ein innovatives, attraktives, nachhaltiges und flexibles Mobilitäts- und Verkehrskonzept am Hafen werden. Das Grundstück dafür an der Ecke Speicherstraße/Bülowstraße ist 3.800 Quadratmeter groß. Es sind insgesamt sieben Parkebenen vorgesehen, die über eine zentrale Zufahrt von der Bülowstraße aus erreicht werden. Zwei Parkebenen sind dabei als Tiefgarage geplant.

Durch die Tiefgeschosse können neben der Multifunktionsnutzung fast 740 Parkplätze realisiert werden. Dabei entstehen allerdings nicht nur herkömmliche Parkplätze, sondern auch 212 Fahrradstellplätze, 30 E-Scooterplätze und eine flexibel aufstockbare variable Anzahl an Elektro-Ladestationen, auch für E-Bikes. Denn Parkhäuser allein für Autos sind nicht mehr zeitgemäß; Stichwort: Mobilitswende. Verschiedene Verkehrsformen werden miteinander verknüpft.

Durch die besondere Lage des künftigen „Mobility-Speichers“ erhöhen auch diverse, speziell auf das Gebäude abgestimmte Ladenkonzepte wie Café und Zweirad-Werkstatt die Qualität des Standorts und tragen zur Belebung des Quartiers bei.

Die besondere Gestaltung der Fassaden mit einer offenen, einladenden Geste lässt kein Parkhaus erwarten. Der übliche Angstraum Parkhaus wird so weitgehend ausgeschlossen. Die Gesamtimpression fügt sich modern, aber mit unbedingtem Bezug zur Speicherstadt in die Gesamtlage ein. Zudem sind umfassende Rückbaumöglichkeiten im Gebäudekonzept verankert und gewährleisten eine hohe Flexibilität bei der Nutzung .

Intensive Grünflächen an den Fassaden und auch dem multifunktionalen Dachgarten erhöhen die Qualität ökologisch und optisch. Regenwasser wird aufgefangen, in einer Zisterne gespeichert und zur Bewässerung der Grünanlagen genutzt. Auf dem Dachgarten kann man mit einem Blick über die Hafenstadt Bewegung und Erholung vereinen.

Ein Teil der obersten Parkfläche wird zur Gewinnung regenerativer Energien genutzt, um damit Elektroautos und andere Funktionen zu versorgen. Mit einer rund 1.000 Quadratmeter großen Photovoltaik-Anlage ist der Mobility-Speicher gleichzeitig ein Energie-Speicher.

Funktionen und Sondernutzungen

Neben der Hauptfunktion als Quartiersgarage bietet der Mobility-Speicher zusätzliche Angebote für das Hafenquartier: Auf Ebene 0 bietet sich auf der West- und der Ostseite die Möglichkeit für Angebote wie z.B. einer Bike-Repair-Station, einem E-Scooter-Verleih, einem Café und einem Blumenladen. Diese Nutzungen beleben die Erdgeschosszone und dienen unmittelbar dem Quartier.

Oberhalb der letzten Parkebene, auf Ebene +5, entsteht ein öffentlicher Rooftop-Park mit Sportangeboten wie z.B. Outdoor-Fitness oder Streetball sowie Grün- und Aufenthaltsflächen für die Mittagspause oder den Feierabend mit einem Panoramablick über den Hafen und ganz Dortmund. Der öffentliche Zugang wird auf die Tagstunden begrenzt und vor Sonnenuntergang geschlossen. Danach ist die Fläche buchbar für geschlossene Aktivitäten, wie z.B. Firmensport, Yoga, Tangokurse, Corporate Events und Veranstaltungen der Hafen-Community. Darüber hinaus wird der Rooftop-Park mit Kameras und Präsenzmeldern überwacht.

Die leuchtende Kaskadentreppe auf der Stirnseite beginnt am südlichen Haupteingang, erschließt alle oberirdischen Parkebenen und mündet auf dem Rooftop-Park.

Fassade und Hülle

Der Baukörper gliedert sich in seiner Höhe in zwei Teile: dem höheren südlichen Kopf und dem niedrigeren nördlichen Teil, die sich auch in ihrer Fassadengestaltung unterschiedlich zeigen.

Die Fassade des nördlichen Teils nimmt Bezug zum industriellen/gewerblichen Erbe des Ortes. Vertikale Lisenen bilden die Tragstruktur des Parkhauses ab. Die dazwischenliegenden Horizontallamellen sorgen für den notwendigen Blendschutz bei ausreichender Belüftung. Die alternierend davorgehängten Pflanztröge ermöglichen eine üppige Begrünung.

Der südliche Kopf ist mit einer transparenten Streckmetallhaut umhüllt. Hier liegen die Pflanztröge hinter dieser Haut, die sich mit der Zeit dadurch in einen grünen Schleier verwandeln wird.

Nachhaltigkeit und Nachnutzung

Oberhalb der 4. Parkebene ist ein von den Außenkanten eingerücktes, transparentes PV-Dach vorgesehen. Zur Bewässerung der Fassadenbegrünung wird unter Ebene -1 eine Zisterne eingebracht, die gleichzeitig zur Regenrückhaltung genutzt wird.

Sollte sich im Zuge der Verkehrswende der Stellplatzbedarf reduzieren, kann die südliche Parkrampe rückgebaut werden und durch ein Gebäude anderer Nutzung mit direkter Anbindung an den weitergenutzten nördlichen Teil ersetzt werden.

Städtebau

Der Mobility-Speicher als neue Quartiersgarage entsteht an prominenter Stelle des sich neu erfindenden Hafenquartiers: Als Bindeglied zwischen südlicher und nördlicher Speicherstraße markiert er den zentralen Eingang ins Quartier.

Die städtebauliche Setzung und Volumetrie folgen dem aus der COBE-Rahmenplanung hervorgegangenen Bebauungsplanentwurf. Der südliche, erhöhte Teil des Bauköpers setzt sich in seiner Fassade ab und markiert das zentrale Gelenk des Hafenquartiers Speicherstraße.

Aufenthaltsqualität

„An der Speicherstraße entsteht ein Quartier für alle, das viele Jobs bringen wird. Der öffentliche Raum wird zudem weitestgehend autofrei sein und eine hohe Aufenthaltsqualität bieten“, erklärt Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal. „Mit dem Mobility Hub an dieser zentralen Stelle, die die nördliche und südliche Speicherstraße miteinander verbindet, decken wir nicht nur einen wesentlichen Teil des vorgeschriebenen Stellplatzbedarfes ab, sondern setzen auch ein großes Ausrufezeichen hinter unsere Ambitionen. So wird das Quartier auch einem veränderten Mobilitätsverhalten der Dortmunder und Dortmunderinnen gerecht.“

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